Samstag, 18. Februar 2012

E-12 SCHMERZSEKUNDE

plötzlich der Schmerz, unerklärlich, sagst du,
ein kleiner Schmerz, von der Mitte her
unterm Nabel, eine Spanne darunter,
aber auch, und das ist nur ein Gefühl,

eine Spannung, die in die Breite geht,
nach rechts, auch nach links, nach unten,
sodaß im Kopf eine Wölbung entsteht,
eine gewölbte gekappte Halbkugel aus Haut,

glänzend, etwas wie Schwangerschaft,
schwanger der Bauch und der Kopf, sagst du,
der ja von hinten her auch mit einer Wölbung
nach vorn hin wächst, etwas für die Finger

beim Ansatz des Schädels bereit hält,
wo ein Finger, nicht derjenige, der mitdenkt
(es ist der mittlere) gleich über dem
Doppelhorn (eigentlich ein Hörnchen)

eine Delle vorfindet, sodaß ein Finger
beinahe hineinpaßt und jeder Denkvorgang
(theoretisch) auch von da hinten beginnen kann,
nicht mit dem Zeigefinger auf der Nase oder

auf dem Kinn, sondern im Nacken, inmitten
des Haars, das hier sehr dicht ist, auch dicht
bleiben wird, wenn den Vorfahren, der Mutter,
zu glauben ist, sagst du – plötzlich der Schmerz,

eine Nichtigkeit, die kurz einknicken läßt,
eine Schmerzsekunde ohne Zutun, ein Schmerz
aus dem Schlaf heraus, ein Fehltritt,
eine Fehlinformation, ein Alert,

der nicht bestellt gewesen war, und jetzt
wo der Schmerz hell aufklingt, ein Zeichen,
daß er barmherzig sein wird, etwas, sagst du,
mit einem nichtigen Höhepunkt, nicht erwünscht,

überhaupt nicht, eine undifferenzierte Warnung,
ohne eine solche verlangt zu haben, Wunsch
war vielleicht ein kleiner wabernder Gedanke,
eine Idee mit Zahlen, die Bereitschaft, mit

Zahlen, Wörtern und Daten zu spielen, ein Zahlenspiel,
das sich während des Vormittagsschlafs von selbst
im Vormittagstraum lautlos effektiv inszeniert,
festfrißt und sich dann der Erinnerung preisgibt,

ohne anhaltende Verstimmung, gekrönte Erinnerung
an einen Hauch schmerzhaften Einblicks
in die Ursache dieses Schmerzes von der Mitte her,
unterm Nabel, eine Spanne darunter, sagst du

(Montag, 13.2.2012, 10.38 Uhr)

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