0116 - PESSIMISMUS UND ERFAHRUNG 1
wenn ich die hosentür aufknöpfe, denk ich an meine arme frau, schreibst du.
ich hab schon einen bauch.
fett haß ich an allermeisten an mir, aber ich liebe die schamhaare.
meine frau ist jetzt weg, wäschewaschen, wenn das nicht auch wieder ein vorwand ist.
warum soll sie auch nicht ständig neue vorwände hervorholen, jetzt, wo sie doch gar nicht mehr so arm ist, wo sie den intellekt, die bücher, die sie früher so unglücklich machten, wieder entdeckt hat, & zwar unter solchen umständen, daß es mich, den bücherliebhaber, verärgert?
sie hat nie einen angriff auf mein GEHEIMNIS, wie sie es nennt, gestartet.
die gegnerischen truppen haben einen taktischen rückzug nach süden unternommen, gleich danach haben artillerie & kriegsschiffe der 7. flotte die geräumten regierungsstellungen mit einem wahren feuerhagel überschüttet, um zu versuchen, den vormarsch des feindes, aber wer ist das genau, zu bremsen.
quang tri ist praktisch menschenleer.
die einkreisungsmanöver um mein GEHEIMNIS sind faktisch zu ende.
jetzt liegt es ihren waffen offen da.
so wird der akt ein liebe zur transzendierung des nichtfickens der eigenen eltern & der nichtliebe der familie.
zur diskussion steht natürlich, wie schon so oft, die TRENNUNG, was bedeutet, daß das GEHEIMNIS plötzlich nicht mehr von bedeutung ist.
zwar habe ich binnen kürzester zeit sogar heimatgefühle entwickeln können, hier, in diesem fremden haus, unter aufsicht der hausinhabung, & ich bin voller gefühle, gerührtheiten, die ich anderswo sicherlich nicht so haben würde, bindungen, die zugleich lästig & angenehm sind.
zwar durchschaue ich meinen materialismus, meinen ästhetizismus, verberge mich aber trotzdem auch weiterhin hinter meiner banalen nichtssagenden maske.
selbstmaskierung ist der einzige schutz gegen solche, die auf dem hintergrund ihrer familie agieren usw. usf.
(15.-30.5.1972)