0146 - DAMALS UND JETZT
als vermeintlicher Sympathisant, in seinem feuchten Bett,
mit Blick auf die Glasscheibe in der Tür,
im Ohr die fremden aufreizenden Geräusche, und überall
der Schmerz über die schnelle Verschlechterung,
das nicht zu verhindernde Ausgestelltsein meines Lebens:
Gesucht wurde ich von den Hausparteien, von der Ehefrau,
den Schwiegereltern, aber auch von der Polizei
seit dem tatsächlichen Absprung, seit dem Rausschmiß,
seit der langsam vorbereiteten Ablösung,
seit dem ersten Tritt auf die Himmelsleiter,
seit der Affäre, die allen ihre Nerven gekostet hat,
seit dem pausenlosen Allen-in-den Rücken-Fallen,
seit der Großen Verantwortungslosigkeit,
seit dem unverständlichen Rückschritt in die Pubertät,
seit dem Gesamtaufbruch ins Kriminelle.
Jetzt schraube ich noch immer eine passende Platte vors Glas,
dichte die Tür ab, hole den Bücherkoffer, kaufe Bettzeug,
erzeuge den geistlosesten Widersinn von Wohnlichkeit,
erstatte Vollzugsmeldung, flüchte zum nächstbesten Freund.
Mit mir wandert die Platte, wird umfunktioniert zum Tisch
im Vorzeigezimmer fürs Pflegschaftsgericht,
inmitten einer Schar von Grünpflanzen, die nicht verdursten,
trotz ihrer apokalyptischen Leiden. Im Traum klagen sie
über meine Herzlosigkeit, bedrohen mich
mit ihrer Mordmethode: sie verstopfen alle Zu- und Ausgänge,
dringen von überallher in mich ein,
besetzen mich, machen mich zu ihrem Erstbesitz.
(10.6.1979)