0147 - GEWITTER
ein Gewitter niedergeht, die grellgrünen
Bäume Widerstand üben, seh ich meinen Vater
noch immer im sterilen Gang der Heilanstalt,
kaltes, graubraunes Essen schlürfend.
Als wir mit gestohlenen Blumen auftauchen,
schläft er mit offenem Mund, und sie sagt:
du denkst nur an deine Zukunft; und sie sagt:
noch immer beschneidest du meine Freiheit;
und sie sagt: selbst mein Psychiater lacht über dich.
Jetzt sitzen wir kauend zwischen Kerzen.
Und sie sagt: Zum Verdauen braucht mein Magen
völlige Stille. Und sie sagt: Meine einzige
Hoffnung ist der neue Mann in Berlin.
Draußen trocknen die Blätter. Sonne bricht durch,
die Wiese glänzt durch die Scheiben.
Die Erde reißt auf, im Mälstrom unter mir
leuchtet versteinert mein Vater.
(8.7.1979)
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