0094 - IM PRINZIP
im prinzip aus der sicht einer dreikindermutter
(in wirklichkeit vermutlich eine alte jungfer)
und dagegen gesetzt die am samstag sonntägig
(wie ich mirs vor stelle) rauchenden jungen männer
mit ihren behaarten unterarmen auf den ausdünstungen
ihrer untergebreiteten pölster mit ihrer (unter den augen
einer neugierigen katze) so selbstverständlich weggeblasenen
wochenendlangeweile im prinzip von liebe sprechen
von schrecklich verhemmten wörtern von der notwendigen
wortkargheit von den absonderungen eines begonnenen briefes
der beim wort heirat abgebrochen wurde im prinzip
verheiratet sein mit einer stets (abwesend) gereizten
reizend reizlosen fleischlich fleischlosen inkarnation
von liebe das heißt des augenblicks wo sinn
und berauschung zusammenfiel kartenhaus totenhaus
und stets sich bewußt (bei der wiederholung des wortes prinzip)
bewußt der sicherlich unbewußten (sich verstärkenden)
verschleierung des sinns im prinzip (und das argumentierend sanft sogar)
gegen die leichtsinnig versprochene todesminute sein provoziert
vom anblick eines weges prospekts wo der weg abfällt
und abfallend sich hinter dem gebüsch (des friedhofs)
ins ungewisse verliert und dagegen gesetzt
die reinheit einer schnurgeraden pappelallee
wo sich der weg nicht verliert sondern sanft aufsteigend
entschwindet im prinzip also gegen die idylle
und doch zugleich an den plätzen der idylle
zuhaus zu aufgesparten auswegslosen zeiten da es heißt
aufreizende abwesenheit (so im schweiße steckend)
abwesenheit zu motivieren (vor allem vor sich selbst)
mit der prinzipiellen sehnsucht nach der klarsichtigen berauschung
durch zum beispiel dralle (brünstige) friedhofsnatur
durch das aufklappen des feldbetts (jederzeit möglich)
unterm (jederzeit möglichen) (sinn)himmel
in die strahlen einer (jederzeit möglichen) (sinn)sonne
eines (sinn)monds (sogar über den gräbern) sagst du
(so.9.5.1971)