F-14 AUGARTEN
Gelächter in der Sandkiste,
schnell schwindendes Kinderglück,
keimende Feindschaften, Tränen,
eingedrilltes Schwarz-Weiß-Schema.
Stolz, mit spiegelnder Sonnenbrille,
balanciert am Rad der kleine Usurpator.
Klingelnd umkreist er die Sandburg,
läßt Wasser rauschen,
das alles unterminiert.
Schwach scheint die Sonne,
im Schatten torkelt ein Baby,
hebt die Ärmchen,
bläst grinsend Speichelblasen,
bis es vornüberkippt im Rasen,
Hölzchen und Steine im Mund.
Auf tun sich die noch nackten Kastanienbäume,
raus schießen zwitschernd Meisen,
begeisterte Gartenzwerge im Marschschritt,
Fähnchen schwenkend
mit Franz Joseph- und Hitler-Abziehbildern,
unterm Beifall flanierender Pensionisten.
Scherben hinterlassend,
zerschlagene porzellanene Doggen -
aus der Manufaktur strömen die Lehrlinge,
zerreißen die Flaggen,
färben sie mit ihrem Blut,
verscheuchen den Spuk.
Beim Tor der steinerne Löwe
folgt der gekritzelten Aufschrift,
steigt vom Sockel herab,
wird höllisch liebender Mensch.
(21.3.1981)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)