F-16 A. H., ANS KREUZ GENAGELT
A. H., ans Kreuz
genagelt, über und über
mit Hakenkreuzen bedeckt:
Blut
schießt aus seinen Händen,
seinen Füßen, und aus dem Boden
darunter sprießen schöne Blumen: dies
ist das Bild eines Schülers,
der Vater und Mutter ehrt.
Doch als sies sieht,
seine Mutter, krümmt sie sich,
reißt sich auf, saugt
das brüllende Kind
wieder ein, ohne Rücksicht
auf die kippelige
Balancearbeit ihres Mannes:
atemlos fällt er
in sich zusammen, hört
aus allen vier Ecken das Urteil
der Engel der Geschichte:
Wenn es sein muß, das Neue,
kann das Alte nicht brechen
von heut auf morgen;
wenn es sein muß, das Neue,
ertönt im Bauch nur Gequiek
vom wiederbelebten Foetus,
Kurzzeitgespenst, Schwarzer
Mann, gehandhabt
von falschen Ängsten;
wenn es sein muß, das Neue,
sitzen wir schon auf der richtigen Spur,
folgen ihr
mit beharrlichem Blick:
gelassen,
nicht fiebrig,
nicht total explosiv.
(1981)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)