A-02 CASTING
J., immer wieder unterm Kreuz,
ganz dunkel, lentamente, bis die Schiedsrichter
ihn schneller bewegen. J., in den Wiederholungen
seines Auftritts in wechselnder Gestalt,
immer langes Kleid, nackte Füße,
über dem Kopf ein Tuch, das er abnehmen darf.
Die Haare meist schwarz, struppig, in Strähnen
mindestens bis zu den Schultern.
J. muß immer ans Licht, lentamente, die Befehle
ohne Widerspruch ausführen: Lächeln,
tiefer Schmerz, Hände wenden, nach außen,
Innenseite, Arme ausgestreckt vom Leib weg,
zum Kopf, Hände, die einen Leib formen,
den zart streicheln. So geht das Casting voran,
mit leisen christlichen Nebenbemerkungen,
demonstrativen Handbewegungen, lentamente.
Man scheint sich einig zu sein über die Bewertung
der wie programmiert agierenden Emanationen.
Man hat die Wahl getroffen: den mit dem sanftesten
Blick, den wildesten Haaren, schönsten Füßen,
dem eindringlichsten Quelltext: Sic Transit Gloria
Mundi, Cosi svanisce la gloria del mondo,
Thus Passes The Glamour Of The World.
Nichts wiederholt sich, die Darsteller
verschmelzen, der Regisseur beginnt seine Rede,
während er im Boden versinkt, lentamente
(Donnerstag, 29.03.2012, 8.45, Rom)