D-36 MAN LEBT JA
Kalifornien, nimmt überall das Rad mit, Reserve-
schläuche, nimmt Schlafen auf dem Boden
in Kauf, Geldarmut von Nachkommen, Kind-
gebundenheit hinaus über ein erträgliches
Maß. Man lebt ja auch in täglicher Anschauung
von Angst und Verlust. Gleichzeitig voller
Mut in den Zubringerluftstraßen,
die auf gegensätzliche Kontinente zielen.
Nie gedacht vorher, daß Liebe so schmerzt,
Liebeswunden so schwären, Fleisch, wuchernd,
das Leben vergällt. Man lebt in diesem Anderen,
Perth oder San Diego, in diesem verselbständigt
weitergepflegten Leben. Ich und du und er
und sie. Man kurbelt selbst, in irgendeiner
dunklen Kammer, der eigenen, nach dem
verquälten Erwachen den Traum von der Familien-
zerrissenheit zurück an den Anfang: wo Samen,
Eizellen noch in den Eltern ruhten, man adler-,
hundehaft an der Zukunft teilnahm,
mit Zwergenschritten Erdteile verband
(2000)
(Erschienen in: Das leere Kuvert, Bibliothek der Provinz, 2002)
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