Freitag, 21. Juni 2013

T-09 TATIANA

Ramirer, so wie er jetzt vor mir steht, ist das Ergebnis meiner Blicke in seine erstaunten braunen Augen, auf die Hände mit den langen Fingern, auf Mantel, Hose und Schuhe.

Er trägt einen schwarzen Mantel, um den Hals einen roten Schal, aus dessen Enden ein gekräuseltes lila Endstück. Der umrahmt seinen Kopf: schwarze, gekräuselte Haare, kurz geschnitten, mehr als ein Dreitagesbart. (Also der Schal – und das will ich gar nicht schreiben – wie ein Strick, vergleichbar der mehrfachen Schlinge, unlängst auf einem Foto im Internet, allerdings in der üblichen Strickfarbe.)

Ja, ich sehe schlecht, aus einer gewissen Entfernung bei schlechtem Licht. Manchmal trübt sich der Blick, und die Farben werden fleckig. Nicht, daß ich etwas gegen einen Aquarellblick hätte! Und nicht, daß ich mir jederzeit wünschen würde, besser zu sehen! Jetzt, da es um einen Moment der Möglichkeit des Erscheinens Ramirers geht, würde ich tatsächlich gern mehr Details erkennen wollen!

Ich besitze auch eine Fernbrille. Die zeigt – sollte Ramirer auf mein Verlangen die Hände heben (natürlich tut er das) – Kreidespuren auf den Handinnenflächen, aber auch an den Mantelärmeln. Da schauen die schwarzen Hemdärmel hervor – ebenfalls leicht kreidig. Häufiges Hantieren mit Kreide, etwas unachtsam.

Ich stelle ihn mir stehend, doch als einen während des Unterrichts ständig Herumgehenden vor. Als einen, der sich höchst ungern hinsetzt, lieber hin- und herwandert, sich lieber über seine Papiere oder von hinten über die Studenten- und Studentinnenköpfe beugt.

Wenn er schreibt, liegt er gern auf dem Sofa oder Bett. Doch um entspannt Korrekturen auf Übungsblättern vornehmen zu können, müßte er dann allerdings eine Mappe oder eine größeres Buch unterlegen.

(8. Jänner 2007)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Free Text (1)

Dieses Weblog wird hier archiviert.

Archiv (ab 1967)

Lyrikbände:

Der zarte Leib

Friede den Männern

Das leere Kuvert

Eurotunnel

Obachter

Schreibzimmer

Romane:

Die Berliner Entscheidung

Originalverpackt oder mit Widmung über e.a.richter(ett)gmx(punktt)at erhältlich.

„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)

Fliege. Roman eines Augenblicks

Aktuelle Beiträge

0126-1b A KIND OF DEPARTURE
the lady of the house speech-impaired since an incomprehensible...
e.a.richter - 2015-12-30 07:09
0126-1a AUCH EIN ABGANG
die gnädige frau sprachgestört wohnt sie seit einem...
e.a.richter - 2015-12-26 03:43
0107a - THE TEACHERS
the teachers leave the school the prettiest teacher...
e.a.richter - 2015-12-23 21:27
DT-001 FETISCH
(YVONNE) ihre weiße Bluse steif, ein Fetisch, der...
e.a.richter - 2015-12-21 12:12
DZL-18 DAS BETT
das Bett, das alles verraten wollte und nichts verriet:...
e.a.richter - 2015-10-07 04:22
DZL-17 PUPPI
was zu sehen ist, in einzelne Stücke zerlegen; alle...
e.a.richter - 2015-06-02 08:44
DZL-01 WIR GLAUBTEN AN...
wir glaubten an das Blut. Dieses Wir ist mit Vorsicht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:59
DZL-02 MEIN PATTEX
mein Zauberer hieß nicht Pattex, nicht Expatt. Er lebte...
e.a.richter - 2015-05-07 13:58
DZL-03 DER ZARTE LEIB
Zartleibigkeit wird vermißt, auch intensive Zartlebigkeit....
e.a.richter - 2015-05-07 13:56
DZL-04 - ZU MEINER ZEIT
zu meiner Zeit war gar keine Zeit. Die Zeit hatte sich...
e.a.richter - 2015-05-07 13:55
DZL-06 IN DIE HÖHE SINKEN
schwierig zu lesen: Er begriff seine Geschichte. Blatt...
e.a.richter - 2015-05-07 13:53
DZL-07 TISCHLERPLATTE
mein Vater, Tischler, hatte keine Tischlerplatte, er...
e.a.richter - 2015-05-07 13:52
DZL-08 GOLD, GLANZ, HEITERKEIT
sie sagt, ich bin älter als mein Vater, als er zu...
e.a.richter - 2015-05-07 13:51
DZL-09 WIR GLAUBTEN AN...
wir glaubten an das Blut. Dieses Wir ist mit Vorsicht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:51
DZL-10 BRAUTMASCHINE
ein Mann braucht nur eine Wand und eine Braut. Er braucht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:50
DZL-11 SCHWIMMERIN
wenn sich das Tor geöffnet hat, fährt allen in ihren...
e.a.richter - 2015-05-07 13:50
DZL-12 FRESSEN UND WUCHERN
Gedichte zu fressen ist nicht meine Sache. Ich lese...
e.a.richter - 2015-05-07 13:49
DZL-13 KONTROLLE VERLIEREN
Kontrolle verlieren, im Nebenraum, wo alles aufgetürmt...
e.a.richter - 2015-05-07 13:49
DZL-14 MUNDSCHUTZ FÜR...
es begann mit strahlenden Augen, auf einer Schnitzerei...
e.a.richter - 2015-05-07 13:48
DZL-15 JUNGE FRAUEN...
dem kleinen Mann macht die Situation einen Gefallen: zwei...
e.a.richter - 2015-05-07 13:48

Free Text (2)

Free Text (3)

Archiv

Juni 2013
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 6 
 8 
10
12
14
16
18
20
22
24
26
27
29
 

Suche

 

Status

Online seit 5057 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016-01-06 11:08

Credits


A Roma etc.
Das leere Kuvert
Der zarte Leib
Detonation und Idylle
Die Berliner Entscheidung
Erste Instanz
Eurotunnel
Fliege (Notizen)
Friede den Männern
Jetzt
Licht, Schatten
Namen
Obachter
Pessimismus & Erfahrung
Schreibzimmer
Stummfilmzeit
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren