e.a.richter - 2011-06-28 23:53

Quellen

Ich wollte die "Wahrheit" wissen, dh die Quellen von damals betrachten. Leider hatte ich in einer früheren Aufräumphase die meisten Zeitungen bzw. Ausrisse weggeschmissen. Anlaß genug, um nach langer Zeit wieder einmal in der Nationalbibliothek zu gehen, in den "Mikroformenlesesaal". Die "Presse" von 1970 gibt es auf Mikrofilm, den "Kurier" auf Mikrofiches. Die "Presse" ist relativ gut lesbar, der "Kurier" weist viele teilweise unleserliche Stellen auf. Die Schlagzeilen sind jedoch lesbar. Ich werde die entsprechenden Ausschnitte einscannen und hier einstellen.

(Hier Genaueres zum Thema „Archierung durch Mikroformen“).

Weberin - 2011-06-29 09:25

aber "die wahrheit" das wissen sie schon, steht nicht in den zeitungen, schon gar nicht in den schlagzeilen.
e.a.richter - 2011-06-29 12:34

Damals hatte ich aus dem vorhandenen Schlagzeilen-Wortmaterial den 16-teiligen Text collagiert. Jetzt wollte mir die Originale anschauen auch in Hinblick auf die benannten Ereignisse.
PS: Damals wollte ich wohl auch den poetischen Duktus nützen, der in vielen Schlagzeilen steckt, aufgrund des Zwangs zur prägnanten Verkürzung. Durch den Einsatz von Reihung, Wiederholung und Variation der "Fundstücke" erweiterte ich das bisherige Kompositionsprinzip. Es mag minimalistisch erscheinen; doch den Verweis auf harte Fakten verstärkt das.
Weberin - 2011-06-30 08:05

der verweis auf harte fakten verstärkt was? das kompositionsprinzip? verstehe ich das richtig?
e.a.richter - 2011-06-30 14:42

Einerseits wird Realität relativiert, indem man das Sprachliche, das Wortmaterial – in dem Fall das in den Medien verfügbare - in den Vordergrund rückt. Man entzieht sich sich ihr hinter den Schutzpanzer der Wörter. Man tut so, als wäre man nicht betroffen, man relativiert die Betroffenheit, auch in dem man sie zum Spielmaterial macht. Andererseits verstärkt diese Praxis noch den Eindruck von der Härte der Fakten. Sie sind da, sie wirken, heimlich oder offenkundig. Aber sie sind interpretierbar. Auch das Spiel mit Wortfundstücken ist Interpretation. (Dazu später noch etwas zum Thema „brauchbare Texte“.)
parallalie - 2011-06-30 22:01

"spielmaterial": ich hab's selbst einmal probiert, aber nicht mit zeitungstexten, ich setzte mich einmal einfach vors radio und wechselte ständig die sender und versuchte, die sprachfetzen mitzustenographieren ( http://parallalie.twoday.net/stories/1684039/ ), bewußt auch zerfetzend, wobei sich die slawischen sprachen auf ein jubldudldoo reduzierten. es sind versuche, die zwar relativieren, aber bestenfalls ein fenster öffnen für eine einst über die medien wahrgenommene und dadurch schon vermittelte realität, die aber dennoch auch etwas historisches hat (wer weiß noch etwas von rhodesien?). es kommt auf deren kombination an. meine ist schlicht sequentiell. notgedrungen. ich finde es aber interessant, weil dieses spiel auch ein entlarven sein kann (und ich denke an collagierer wie Kraus in den Letzten Tagen der Menschheit und Nettelbeck in seiner Republik).

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