0098 - FREIE LIEBE

ich komme schnurstracks aus dem schweiß
in die verkörperte trägheit meine unleserliche
schrift bedarf natürlich des vorlesens
pfeffer auf kaltes huhn kalter karireis

endlich einmal freies essen nach der freien
liebe befreit von der verlogenheit zumindest
in andeutungen mit nackten fingern in den mund
in die nationalbibliothek oder in dein loch

du sagst oh und lachst so befreiend knall
doch den kram hin deine jahrgangsneurose
laß dich doch nicht von den stubenhocker-
typen vermiesen von frühmorgendlichen

spätnächtlichen anrufen die du dann drei vier
nächte später natürlich viel geschickter erwiderst
ich sehe meine hände vor den augen dieses mannes
oder irgendeines exoten in seiner noch schäbigeren
wohnung zerschmelzen ich halte irgendetwas fest

versuchs jedenfalls ist es jetzt zum verzweifeln
knieweiche sehnsucht ein unkontrollierter
verhinderungsversuch pubertäres selbstschmerzvernügen
unter schäfchenwolken und kunststoffsitzdunst

vollgepumpt mit verliebten aggressionen
deine trägheit motiviert deine abwesenheit
aber in den reiskörnern bist du deine zukünftige
gastritis in der erzählung vom tötungsakt der hühner

und lämmchen was mich trösten könnte im geruch
der haut frisch abgezogen vom hasen
knieweich mit flaumigem blutigem balg
in der hand freies essen freie liebe

(mi.26.5.1971)

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