0134 - H. IM GLÜCK

Plötzlich steht dieser H. da,
mitten im Waldviertel,
auf der Flucht vorm Föhn,
weder Kärntner noch Deutscher,
mit ausgestreckten Füßen da- und dorthin.

Und die andere Dimension, die sich auftut,
auch hier vorm Wasserloch im Steinbruch:
die Hortens und Krupps,
ihre armen Frauen,
seine reichen Freundinnen, fallweise,

Mischpoche, die ihn abstoßend
anzieht, fallweise.
Rückblickend kommt er
notgedrungen zum Schluß:
eigentlich lebt er im Konjunktiv,

schaffe aber immer, zwischendurch,
den Indikativ, das Geschäft,
das ihn rettet vorm endgültigen
sozialen Abstieg, vom BMW
zum zerfallenden Ford Taunus,

von Modellkleidern und Ledermänteln
zu lächerlichen Zehensocken
oder Handtüchern aus Hongkong.
Kurz untergetaucht, entgeht er,
wenn es brenzelt, immer

der legalen Verfolgung, verfolgt trotzdem,
illegal, seinen Lebenstraum,
knüpft Kontakte, schöpft
Sicherheit, kleidet sich neu ein,
tritt rücksichtslos

auf irgendeine Bühne, geschäftlich
oder als ehrgeiziger Autor,
der sich gleich die Teufel von Loudun vorknöpft.
Theoretisch kann er alles:
aus der Blumenverkäuferin in Köln

macht er eine FDP-Politikerin,
aus dem kleinen steirischen Pornohändler
einen feinen Binkel,
aus dem leidenschaftlichen Konzertbesucher
einen Ehemann, der die dreimal

geschiedene Schauspielerin
mit einem Löffel Spaghetti erstickt;
kurzum: aus dem kurzen Ernst
des Lebens erhebt sich stets ein Tremolo,
das seine Unbehaustheit noch mehr verstärkt.

(6.6.1979)

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