D-13 CHANTAL 2
zwischenraum, Fluchtreflex
aus der Ödnis des Doppelbetts -
so bewahrt sie ihr Selbst; bereitet
das Ausschlüpfen vor. Halbe
Gliedmaßen als Atmungsorgane,
die sich irgendwann aufpumpen,
um sich endgültig von diesem Hotel zu befreien.
Leblos als Tarnung nach dem Anfall
vorm Spiegel. Haut, Kleid als Kokon
um die Flachhöhle samt Organen. Als Vorrat
Blut und Luft. Nachtzustand,
vorweggenommen, Kopfaus-
wüchse, nachtrüßlige
Nachtsaftsüße. Fruchtsaugerin, inmitten
von Zitrusbildern. Ihr Überlebensgeruch,
nur für sie, Aidsbotin
oder Botin einer Unschuldsliebe,
die Säulen erklimmt, Mauerlöcher durchstößt:
in ihren Armen anheimelnde Rosen-
sträuße für Passanten im Liebesdornwald
(Sonntag, 21.11.1999, 15.01)
(Erschienen in: Das leere Kuvert, Bibliothek der Provinz, 2002)
Chantal Michel, 20.9.1999, The First Austrotel Comtemporary Art Fair, Wien