J-12 A GRAUMF / EIN KRAMPF

mei famüüle soogt aana
oes gauns junga dutta
is a r anzecha graumf:
a jeeda hod sei oawad
gean und fiacht se
fua ia a jeeda
fiacht se fua d leid
em doaf mocht owa nix
fia ooda geng
d leid em doaf a jeeda
loßtn buagamaasta duan
wos a wüü schimpft owa
auf d boletik
und d schdudentn:
a jeeda griagt graumfoodan
und gfreid se no drauf

(oktober 1972)

(Erschienen in: Jetzt bist aufgwocht, AV-Presse, Heidelberg, 1973)


(meine familie sagt einer
als ganz junger mensch
ist ein einziger krampf:
jeder hat seine arbeit
gern und fürchtet sich
davor jeder
fürchtet sich vor den leuten
im dorf macht aber nichts
für oder gegen
die leute im dorf jeder
lässt den bürgermeister tun
was er will schimpft aber
auf die politik
und die studenten:
jeder kriegt krampfadern
und freut sich noch drauf)
Iris2002 - 2012-07-20 23:27

Also...

auf Krampfadern freut sich wohl keiner - woher diese Erkenntnis (noch dazu in einem Alter, in dem man noch nicht einmal eine Ahnung von den Veränderungen des Körpers hat, die einem das Alter gewaltsam zufügt!!)?
Wohingegen ich mich (leider) der Erkenntnis, dass sich (besonders im "Dorf") wirklich jeder vor "den Leuten" fürchtet (wobei das Dorf auch ein Mehrparteienhaus mitten in der Stadt oder ein Bekanntenkreis in einer Kleinstadt oder... sein kann), vollinhaltlich anschließen muss - und das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht geändert - was lehrt uns das? :(
Ja - ich bin wieder einmal da mit meinen jeder poetischen Aura abholden Kommentaren ;)
Trotzdem finde ich den "Dialektsommer" bisher recht lustig - also wünsche ich einen hoffentlich nicht zu feucht bleibenden Juli - bis zum nächsten Mal I. ;)

e.a.richter - 2012-07-21 18:41

„Dialektsommer“ – danke. Der Dialekt wird noch eine Weile dauern, aber der Sommer wird danach noch nicht vorbei sein.

Was die Krampfadern (Krummadern) betrifft: auch jüngere Frauen (und manche Männer) werden davon nicht verschont.

D. ist eigentlich ein Dorf, hat nur ca. 1200 Einwohner. Hier kennt wohl auch jeder jeden. Das Hauptproblem scheint das aber nicht zu sein, sondern die Landflucht. Allerdings von den Flüchtigen, wie beim Schneiderwirt in der Altstadt zu erfahren war, kehren viele in der Pension wieder zurück in diese Grenzregion. Und die Zahl der Kinder im Kindergarten nimmt zu, was nicht unbedingt heißen muß, dass es mehr Frauen in D.gibt, die auch Kinder kriegen. Wahrscheinlich hat sich das Einzugsgebiet vergrößert.

Prinzipiell freut es mich natürlich, wenn sich hier jemand äußert, egal wie abhold sie oder er einer „poetischen Aura“ ist.

Ansonsten herzliche Grüße in den Süden.

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