L-01 FELICITÀ
nicht. Er ist deiner. Er ist keiner.
Keiner, der hier ist im roten Hemd.
Ich sah ihn im roten Hemd,
mit roter Krawatte, roter Hose.
Er war es nicht. Seine linke Gesichtshälfte
voller Blut. Er lag auf dem Weg.
Er lag im Bett im Spital.
Nichts bewegte ihn, er fragte
unentwegt, pries das Glück,
felicità. Er sprach kein Wort
Italienisch – felicità. Auch kein
ottimismo umorismo. Er,
ein Optimist ohne Humor. Er lachte,
als er dort saß, an Tischen,
in der Geburtstagskutsche,
vor den Lokomotiven, die nicht fuhren.
Er schaute und lachte. Lag
auf dem Boden, wie tot, tot; lachte,
bis ihm die Gläser wegflogen,
die Augen, die Hände. Er griff,
umgriff seinen Stock, erhob sich.
Zornig riß er die Geige an sich,
angelte sich eine Geigerin
aus der Damenkapelle – nur für ihn
spielten sie, tanzten sie, aßen sie
die Torte auf, Stück für Stück.
Sie redeten, bis er schwieg
(2006)
(Blick ins Nebenzimmer: Nullo nullo 03)
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