SZ-03 ANMUT & WÜRDE
Montag, Samstag oder Freitag: auch heute, an einem
Donnerstag, besteht Hoffnung, daß der nächste
Sonntag noch erreicht wird, vielleicht ein fetter
(mit Fischfett, fettem Gefühl, samtigem Fettgewebe);
daß sich die Wettervorhersage prompt erfüllt
(Sonnenscheindurchbruch in weiten Teilen des Landes),
sich auch etwas – oder mehr - von der Anmut des
weiblichen Geschlechts neuerlich enthüllt, nicht nur eine
gewisse körperliche Basis, sondern gleich Biegsamkeit
(so biegsam in etwa wie die Nackten von Femen in Kiew -
so unübersehbar präsent auf allen Medienschirmen)
und die sittliche Harmonie der Männer, auch ihre
Schönheit, die sich nicht nur in Reih und Glied marmorner
Statuen zeigt, in beharrlichen Leibesübungen, im Marathon
sexueller Bemühungen, auch in triefenden Wanderstiefeln
beim Durchmarsch durch die Donauauen,
im farbleeren Dickicht, im dumpfen Laubgewölle,
im Napoleon-Gehege. So wird dem Charakter
schon im voraus ein wenig die Dichotomie
abgelassen, die Geschlechter nehmen die voneinander
aufgelesenen Spuren und Eindrücke wahr, auf Frühling
getrimmt, als Tauschgeld - nicht unbedingt traurig,
womöglich spielerisches Gehüpfe von einem
Standbein aufs andere, das eine Frau, das andere Mann
(Donnerstag, 10. November 2011, 16.33)
(Erschienen in: Schreibzimmer, Edition Korrespondenzen, 2012)
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