EI-09 HONIGSEIM
an den Wänden: Seim rann runter, raus aus den Fugen
der Intarsien, runter aufs Parkett. Ich lag auf dem Bett,
drehte mich, ließ alles, mich ergebend, honiggelb aufleuchten,
Rankenmuster, die sich tapfer schlugen mit Parkettstäben:
gradlinig schräg gegen wuchernd Verschlungenes;
Ornament gegen die Gier nach Rechteck, Quadrat
und rechte Lebensführung. So einer der Träume
in diesem Zimmer, dem Holzkabinett,
Honigseim noch nicht entdeckt. Vier Bücher,
alle nebeneinander aufgeschlagen auf dem Nachbarbett,
noch unberührt, während aus dem Wetterleuchten
Bienentod aufgetaucht war, wunderbare Bienenerrettung.
Auch das Bett Tracey Emins, trotz kolportierter Brandzerstörung.
Neu eingestickte Namen ihrer 1000 Liebhaber,
schöner als das Original; überall schimmernde Bienenflügel
und –rücken, Lippenblütler. Bienenerfahrung – ihr das
nicht zugesprochen, doch Drogenzerrüttung, Pendeln zwischen Entzug
und Zusammenbruch. Neben dem noch frischen Liegebett
das für sie errichtete Zelt mit der honiggetränkten Matratze.
Honiggesicht, Mund voller Seim; auch Honighand,
die mit ihren Nägeln jedes Papier zerfetzt, Niemandshand.
Ich wachte auf, anagrammatisch gestimmt, mit einem neuen Wort,
ohne auf eine Lösung zu stoßen für Süße, Sünde, Sühne
(29.7.2011)