Samstag, 10. Dezember 2011

F-14 KAPITÄN GODOT

Im ersten Akt zunächst Cricket,
dann der Motorsport, das Boxen,
dann ein streunender Hund, die Schnauze
witternd am Boden, der den Traum
der Träume entdeckt:
Ich war nie ganz geboren.

Darauf im verdunkelten Zimmer
im Bett neben der Aufräumefrau,
die ihm sprachlos die Socken stopft,
neben dem erlaubten Bier
(eine Flasche pro Tag)
der Scheinkampf gegen die Fuchtel
der allgegenwärtigen Mutter:
sich von Krise zu Krise schweigend
vom eigenen Körpergeruch aufgestachelter Schöpfer;
verzweifelt kreiselnder Punkt
über einer tiefen Leere, zitternde
Kugel über seinen Stehauf-Frauen.

Schließlich: Wiederholung
der Vergangenheit, umgeben von Krüppeln,
Diabetes-Onkeln, immer wieder
auf der Flucht, ein schlechter
Hirt im Frankreich Vichys, ganz dürr
am Rücken einer Schneiderin,
die ihn bis zum Krepieren ernährt.

Am Schluß der Vorstellung
gerät er besoffen in eine Drehtür,
findet nicht raus, das Publikum
lacht sich halbtot: aber er
läßt sich auch jetzt
nicht zum Reden verleiten,
versucht mit spitzen Joyce-Schuhn,
in der Hand eine kindgroße
Hühneraugenpuderdose, flügel-
schlagend immer wieder
die Kulisse zu besteigen.

(1980)

(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)

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„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)

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