Donnerstag, 23. Mai 2013

FL-22 Fliege (Notizen)

Summen 3

Ich habe noch immer Straßenkleidung an, auch die Schuhe. Eigentlich wollte ich mich ja nur kurz hinhocken und noch schnell etwas zu „summen“ notieren. Und danach aufs Laufband, ließ aber beides sein. So einfach ist es mit dem Eigen-Willen: er setzt sich durch, oft nur durch eine Positionsveränderung beeinflußt, durch die davon umgelenkte Aufmerksamkeit.

Wenn ich wie jetzt neben jemanden liege und diese Person schläft, denke ich nicht ans Einschlafen. Es ist noch keine Qual, nicht eingeschlafen zu sein. Es freut mich, daß Ruhe eingetreten ist. Noch beruhigender ist es, wenn sich einzelne Partien des Körpers nicht in den Vordergrund drängen.

Dunkle laue leise Grundstimmung. Ich hänge meinen Gedanken nach. Kein Summen, doch Blubbern auf einer Wasseroberfläche. Ölig. Windstille. Metallischer Glanz. Blasen, die immer größer werden, ohne zu platzen. Ich denke, ich liege unter einer immer größer werdenden Blase, von mir kommt der Atem, es ist mein Atem, der die Blase füllt, ich beschäftige mich nur mit dem Ausatmen und weiß nicht, was passiert, wenn ich keinen Atem mehr habe.

Ich seufze wieder, und jetzt ist der Impuls drängend, mich zu erheben, nach draußen zu gehen, um auf den Nachthimmel zu blicken, zwischen den kahlen Bäumen hindurch. Vielleicht wird wieder die weiße Nachbarskatze neben dem weißen umgekippten Tisch kauern. Vielleicht kann ich sie mit meinen Summen locken. Sie wird sich mit einem Ruck erheben, zu mir herschlendern und sich an mich drücken. Gestern tat sie es.

(22. Dezember 2006, 20:45)

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„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)

Fliege. Roman eines Augenblicks

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