0135 - HUMOR MIT PANIK

Aufwachend les ich den Rauch
in der Wohnung. Gevierteilt
real springt die Wirklichkeit
durchs Fenster: mein Frühstück,
die schwarze Botin.

Ich trink die Buchstaben-Amazonen,
ich bad mich im Blut
von Kriegerinnen und Kraftfraun.
Ich wasch mich mit der Hoffnung
der Gläubiger, rasier
alle Zweifel ins Abortloch.

Gekämmt mit klaglosen Vorsätzen
wünsch ich meinen Nachbarn
Guten Tag durch die Mauer. Ich weiß,
sie sind alle ans Bett gefesselt,
verstümmelt von ihrer Angst.

Sie wollen mich auf keinen Fall kennen.
Auf ihnen tanzt die Freiheitsstatue,
ein totes Negerbaby im Arm.
Von oben rieselt Kaffee herein,
er stinkt und klirrt. Plötzlich
muß ich das Haus vorm Umfallen
bewahren, was mir nicht gelingt.

Ein Helikoptermann wirft ein Lasso
und rettet mich. Am Seil
baumelnd fall ich in einen Brunnen.
Dort wächst das Wasser täglich
einen Millimeter. Mein einziger Trost:
die Algen sind eßbar.

(20.4.1979)

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