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„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)
Fliege. Roman eines Augenblicks
läßt ihre sätze fallen
weil sie weiß dass du darüber stolperst
ihre augen so dunkel wie schnee wenn er spazieren geht
sieht in deinen augen und hört nicht auf damit nackt zu sein
ein spiegel der nicht erkennt was ein wort sein kann
ein scherz oder irgendeine nacht
die dein verlangen längst vergessen hat
Dieses Bad
Dieses Bad ist ein völlig gedichtloses Bad.
Es liegt zwischen Küche und Diele, der kürzeste Weg für den Transport
von Getränken und Speisen in die eine und andere Richtung,
auch von unten nach oben und drinnen und draußen.
Dieses Bad hat eine Menge Kinder kennengelernt,
Scheiße und Kotze von Kindern, auch erwachsenen
Kindern, Frauenmädchen, Bubenmännern
und entschlossen versperrte Türen auf beiden Seiten.
Dieses Bad ist ein völlig gedichtloses Bad,
aber voller Gesichter: jede eigenhändig angebrachte Kachel
widerspiegelt jedes Gesicht, das jemals im erkennbaren Umkreis
völlig lautlos oder lauthals schreiend aufgetaucht ist.
Dieses Bad ist ein Erinnerungsbad,
ein jahrzehntelanges dunkel zuckendes Familienereignis,
das sich auf ein einzigen brennenden Punkt zusammenschrumpft läßt:
den des gegenseitigen Erkennens, den des Verlassens
ihre dunklen augen im schnee
das kerzenlicht versöhnt mit dem wasser
alles was hineinfloss hatte einen namen
was uns fremd war belogen wir
dann war es uns schon nicht mehr fremd
während wir unsere hände mit worten belegten
mit augen die einen körper ansahen der nichts mit uns zu tun hatte