0103 - 10 UHR PAULUSPLATZ
in gelben und blauen leibchen und hemden
vorm monarchistisch lackierten münzfernsprecher:
sonntag vormittag 10 uhr paulusplatz
das klatschen zahnloser weiber
verscheucht für einen augenblick die tauben
der lachende kurier pappmann
hat mit seinen neun superautos dauernd erfolg
heiße schweißige telefonhörer
die freundinnen sind jetzt aufgestanden
launisch erregt auf flüssigkeiten aus
donauwasser schweiß samen
die tische im freien alles grüne der stadtwüste
als verschleierung von leistungsdruck repression
hinter und über und unter und neben
der freizeit freiheit am arbeitsplatz
die vögel am nußbaum vorm haus
bauen ihr nest im dunstabzugsrohr weiter
ihren jungen droht der tod aus dem schock
des allerersten ventilatorgeräuschs
die männer vergraben ihre hände
in den taschen trotz der hitze
sie können mit ihren bäuchen
schwer aneinander vorbei
ein spatz klettert die lichtstange empor
rutscht ab zum graublauen himmel
zeigt der einbahnpfeil benzin
dringt in die lunge einatmen einatmen
(so.6.6.1971, 10 uhr)
können sie sich noch an den roten zahlknopf erinnern?
der, u die handhabe beim telefonieren damit, ist mir unlängst eingefallen.....od das schräge sichtfenster für die eingeworfenen schillinge.
der letzte absatz des gedichtes von 1971 gefällt mir ausnehmend gut, insbesonders:
"...dringt in die lunge einatmen
einatmen"