D-30 FIEBER
ohne Wiederkehr, mußte
sich ausschwitzen, fand nur mit heißkaltem
Brennen einen Ausweg. Fenster zu,
See, Himmel, Bergwelt weggesperrt!
Zukunft – schnarrend undankbare Idee!
Tuchfühlung zu andern – ichlose Manie!
Selbstvorwürfe, aus den Mündern derer,
die sich in einer fernen Studentenwohnung aufbauten:
auffallend gealtert in ihrem zynischen Lächeln.
Fügsam bereute ich jeden Schritt.
Glockenhell lachten die Gastgeber.
Ich sollte vor ihren Augen kotzen,
wieder Grund zu Gelächter.
Aus dem Fieber trat allerdings nichts hervor,
nichts Rührendes, keine Schocksekunde,
keine noch unerkannte Erinnerung,
kein Ort, der irgendein Geheimnis barg,
auch kein schöner narbenloser Körper,
meiner, in einer völlig anderen Welt.
Ich lag flach, heiß,
elendiglich krumm in den Laken, gepfählt,
ja gepfählt vom eigenen Arm,
dem spitzfindigen, dem jede Wendung recht war,
damit nur die Zeit verging,
was sie ganz von selbst tat:
mit einer ermüdenden Allergie
auf Pläne, Zukunftsprojektionen.
Hölzerne Dauer,
fauchende Heimfahrt.
Erhitzt-feuchtes Erwachen.
Proustianisierte Phantasien!
(Dienstag, 27.7.1999, 21.30)
(Erschienen in: Das leere Kuvert, Bibliothek der Provinz, 2002)
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