D-37 THERAPIE

Becken, Boden, Erde, sagte sie,
Vererdung, Atmung. Atmete in sich vertieft,
alles andere ausklammernd. Schimmerte

von innen: Augen im Ariel-Glanz,
blanke porenlose Gesichtshaut.
Kosmos allüberall, Sonnen, Monde,

Rote und Braune Riesen,
materielose Materie, das Neueste, Älteste,
das den geplagten Menschen erheitern kann.

Antworte mit Einzellern, dem,
was ich von ihnen sehen konnte,
wunderbare Art von Sex: Seite an Seite

gingen sie für kurze Zeit ineinander auf;
keine inneren Grenzen, nur eine gemeinsame
äußere Hülle. Vermessenheit, die lockte:

mich in gleicher Weise an sie zu schmiegen, auf daß
Kleidung, Haut mit einem Mal verflogen, wir derart
aneinanderlagen, daß alles Individuelle -

Organe, Zellen, Membrane, Genome -
sich urplötzlich löste, austauschte, regellos.
Dann saßen wir genauso da wie vorher,

äußerst befremdet von solchen Reden,
mit gekreuzten Beinen, sie mit ihrem Block,
auf den sie mehr als sonst schrieb

(2000)

***

Vielleicht auch ein Blick hierher.

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„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)

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