E-05 WAS ROSEN
wissen wir nicht, was wir ihnen antun, bleibt ihr Rosengeheimnis.
Hinter den Zäunen in den Schrebergärten nachtschwarze Rosen,
sie lauern noch immer, mit keinerlei Geschenkabsichten.
Ich denk an dich, schwarze Rose, die braun und hypersensibel
an der Mauer hinter dem Bett hing, eines feuchten, berührbaren,
jetzt unberührt. Ich denk an dich, lackierte Rose, den ganzen lackierten
Strauß, für den ich ein schwarze Vase erwarb, bei Ikea.
Bei Ikea aller Rosen an deinen Wänden gedenkend, der Rosenfragen,
die nicht unmittelbar zusammenhingen mit deinem Leben:
Ich ließ dir dein Geheimnis, schrieb aber ohne Unterlaß
Rechtfertigungen ins Tagebuch, was für Rosen, was Rosen tun und warum.
Minutiös, wie du mit meinen Rosen umgingst, voller Skrupel, wie du
auf meine Rosennachfragen reagiertest. Einmal, vor einem Rapsfeld
dachte ich an rapsgelbe Rosen, ein rapsgelbes Rosenmeer, an deine Kunst,
Rosenleben auf einem so weiten Feld zu evozieren, mit einem einzigen Blick
(Donnerstag, 29. September 2011, 18.28 Uhr)
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