J-49 LEEM UND SCHDEAM / LEBEN UND STERBEN

jezt san fia
genaraziaunen em haus
(und de drakdoan
en da schupfm
und de kia
em schdoe
und de sei
em schdoodl
und d hendln
em hof
und de kozzn
en da kuchl
und s keandl
aum boodn
und da wei
em kölla...)
und kaana faschdeed
wos da aundare
wüü oda iis se leem
en faschiidanen wöötn
owa gauns sicha
em sööm haus
en da schdändechn
aungst foam schdeam
und a jeeda
hoetn aundan
s eigane schdeam foa
das a schdiapt
auf da schdöö
waun ned geschiacht
wos a sogt
und so sans scho
olle mitanaunda
dausndmoe gschdoam
ooda efta und nua
d oawad
hods wiida zaumbrocht
fia r a weu
wei dees
waas a jeeda:
d oawad
hoet d leid zaumm
d oawad
is heulech
und wiads bleim
en olle ewechkeid

(oktober 1972)

(Erschienen in: Jetzt bist aufgwocht, AV-Presse, Heidelberg, 1973)


(jetzt sind vier
generationen im haus
/und die traktoren
im schuppen
und die kühe
im stall
ind die schweine
im stadel
und die hühner
im hof
und die katzen
in der küche
unds getreide
auf dem boden
und der wein
im keller/
und keiner versteht
was der andere
will oder ist sie leben
in verschiedenen welten
aber ganz sicher
im selben haus
in der ständigen
angst vorm sterben
und ein jeder
hält dem andern
das eigene sterben vor
dass er stirbt
auf der stelle
wenn nicht geschieht
was er sagt
und so sind sie
schon alle miteinander
tausendmal gestorben
oder öfter und nur
die arbeit
hat sie wieder zusammengebracht
für eine weile
weil das
ein jeder weiß:
die arbeit
hält die Leute zusammen
die arbeit
ist heilig
und wird’s bleiben
in alle ewigkeit)

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