Zahl und Gesicht

Mittwoch, 2. Februar 2011

0002 - T. S. ELIOT

1

Es gibt einen Wind, der hat sein Schnurren verlernt.
Er weht durch Städte wie London. Er zieht aus Gewinn
und Verlust die Summe und klagt: Wie kann ich mein Leben leben,
da ich schon tot bin? Die Parks, die grünen, die Zeitungsleser,
Autobusse, Polizisten und Jungfraun, alles bedeckt die Wüste.
Was raschelnd den Weg anzeigt, ist meine Kraft.
Oder ist es die Brennspur eines anderen sterbenden Lebens?

2

The Thames ist ein Fluss, Überfluss, und doch immer
leer, um Mitternacht, an der Tower Bridge.
Ich sah in den Wellen Männer. Ich folgte dem Ruf,
stieg hinab: kein Tor, keine Stufen, nur Gleiten!
Gleitend trafen wir uns: über dem Grund,
über der Zeit. Doch mein Durst blieb ungestillt,
denn ich sprach mit wachsamen Toten.


(28.1.1967)

Dienstag, 1. Februar 2011

0001 - W. H. AUDEN

Ich schwebe zwischen Zahl und Gesicht.
Das Herz pumpt sein Blut ins Gedicht.
Und wenn es sich rötet, hab ich das All
schon auf den nächsten Dachbodenstufen.

Ich sehe die Menschen in ihren Berufen,
denn Sehn ist mein allerliebster Fall.
Ich höre sie nicht nach dem Dichter rufen,
aus ihres Lebens Überschalldrall.

Sie stecken im Fleisch wie ich in den Geistern.
Sie fliehn, was sie heimlich schützt.
Denn Flüchtlinge nehmen, was momentan nützt.
Sie lesen zu wenig in meinen Meistern.

(28.1.1967)

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