Dienstag, 15. März 2011

0033 - STOLPERN

wir stolpern gleichzeitig
gleichzeitig fallen wir in den graben
gleichzeitig liegen wir im aufrauschen aufstauben
die geräusche dringen blitzartig gleichzeitig in unsere ohren
unsere ohren sind erfüllt überfüllt

wir bleiben liegen
wir unterlassen gleichzeitig jede bewegung
der aufprall war so stark als wären wir geworfen worden
ein ast ließ uns stolpern & warf uns gleichzeitig vornüber ins laub
es ist ein albdrücken

wir verstehen uns gleichzeitig als gelähmte
wir haben gleichzeitig einen bart weißes haar
das männliche weibliche ist völlig nebensächlich geworden
das aufrascheln ist so hart gewesen daß wir jetzt beide gleichzeitig beinahe erschrecken als es aufhört

jetzt sind die glieder vertauschbar
wir schließen die schon vorher entzündeten augen
man könnte den doppelten doppelschlag des herzens irrtümlich für einen halten
wir halten gleichzeitig den atem an
selbst ein mann mit einer flaumfeder hielte uns für tot

mein buckel schmerzt mich nicht mehr
meine schläfe ist unanständig dick
gewisse empfindungen sind unbestechlich hart
das ferne auge kann einen irritieren
es läßt etwas fallen messer & gabel ich würd sie gern aufheben könnt ichs
könnt ich mich erheben würd ich fliegen

die bäume sind jetzt gleichzeitig kahl
in solch einer landschaft kann man die freunde schon von weitem erkennen
wozu dient das messer wozu die gabel sind es gegenstände zum lesen
sie sind spitz & scharf

ich sehe den schmerz kommen
ich bin noch im fallen begriffen
ich fürchte der aufprall könnte mich töten
hoffentlich kommt mir der boden entgegen
ich weiß ich bin nicht allein allein

(märz 1969)

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