F-04 BODY BUILDING
kein Körper der andern,
keine elfenbeinerne Kraft-
maschine des Glücks,
kein Fackelträger
universeller Illusionen.
Singulär wie ein Haufen
zerschnittener Reifen,
weiß er nichts
über seine Allgemeingültigkeit.
Er hat kein Double,
will sich nicht wieder-
erkennen, nirgends.
Er träumt nicht
von einer Geld-Börse,
auch nicht von einem Hand-Schuh-Fach,
er träumt überhaupt nicht,
am wenigstens von anderen Wagen.
Lächelnd verzweifelt er schnell
an dem, was überraschend
aufsteigt aus der Vierten
Dimension. Geschwollen zuckend
bewegt er sich durch die Gegenwart:
seine frühere Erfahrung
schirmt ihn nur notdürftig ab.
Muskel-Bildung ist Neben-
sache: leicht verkommt er
zu raschelnder Streichelhaut
über zweideutiger Geschlechtlichkeit.
Seine absichtliche Meisterschaft
liegt in der Verrohung der Augen,
im Zupappen der Ohren,
im Ausufern der Zunge,
im Anecken und Umwerfen,
im ständig wandernden
Stachel im Fleisch.
Unwiderruflich
ist mein Körper eine Fehl-
entwicklung, eine glanzlose
Einzelerscheinung,
eine Münze, die nichts wert ist,
ein Schlüssel, der nicht paßt,
ein Faß ohne Boden; zugleich
eine bescheidene Freude
zur Einschlaf- und Aufwachzeit.
(1980)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)