D-01 FUTO OMOWAZU WATASHI
Zufall, unwillkürlich.
Vergitterte Fenster, Schottendecke.
Ich im Doppelbett, allein.
Tinnitus, Morgenlicht, Ankunft
im Tag wie im Schmerz,
der sich krachend löst.
Ich, noch beherzt,
von der Fahrt von da
nach dort, der Ankunft,
von der Zufallswahrnehmung
einiger japanischer Wörter.
Futo. Omowazu. Watashi.
Gerade hinsehend. Ohne es zu wollen. Ich.
Ich ist jetzt hier. Ich ist,
mich beherrschend, ein Pfiff, sehr leise,
ein zweiter, dritter, von oberhalb des Hauses.
Ich ist die weiß-rote Windhose,
an der sich der unbekannte Nachbar,
Vater von vier Kindern
immer orientiert hat,
bevor er über der Autobahn abstürzte.
Ich ist am Leben, er tot.
Ich spricht nicht französisch,
wie du: noch im Schlaf,
hier am See, oder in Zürich,
Hamburg. Was mich betrifft,
bist du absolut begehrenswürdig,
wie mir die Japanerin aus dem Buch zuflüstert.
Keine Frau im Ich, kein Ich
in den Frauen: der Schreiberin,
Hausbesitzerin, Schlaftüchtigen -
kein Schmarotzer in ihnen. Das heißt:
ich ist das andere, das Bett-
Fenster-Baum-gleiche Ich -
das sich nicht geschlechtlich fixieren läßt.
Ich ist, noch nicht wach, noch unsichtbar,
wie du, die sich jetzt in mir unwillkürlich
wahrnehmen wird - dreifaltig
(1999)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)
(Blick zum Nachbarn: Head fund 09.)