D-16 WÄRE ICH DRAUSSEN
sternklar, sähe ich den größten Mond
seit langem. Sähe ich womöglich
die Terrasse eines Palastes, nicht
den wüsten Vordergarten, die Weihnachts-
maskerade der Häuserzeilen,
zwergenhafte Bauwerke, nutzlos
aufeinandergestapelt. Wäre ich
draußen, würde ich das Kind sein,
das am Kuheuter saugt anstelle des
Kälbleins; wäre in mir trotziges Lutschen
und Nuckeln. Wäre ich draußen,
hörte ich nicht die immergleiche Tonleiter:
als übte jemand jede Nacht einen
Dauerton, aus dem sich Heimat
abspaltet und sofort wieder verflüchtigt
(1999)
(Erschienen in: Das leere Kuvert, Bibliothek der Provinz, 2002)