FL-07 Fliege (Notizen)
Als Kind lebte ich mit dem Staub auf vertrautem Fuß. Als der Hof noch nicht betoniert war, mußte er öfter gekehrt werden als danach, zumindest jeden Samstag. Schon als Volksschüler war das Hofkehren meine Aufgabe. Der Großvater hatte dazu im Winter die Rutenbesen hergestellt, einen Vorrat für das ganze nächste Jahr, der auf dem Dachboden gelagert wurde.
Staub lag auch dort überall, besonders Heustaub. Nicht nur mit Heu verbinde ich Staub, auch mit Getreide. Es gab eine Dreschmaschine in einem eigenen Schuppen. Die wurde in den Stadel gezogen, wenn die Ernte eingebracht war.
Dreschen hieß für mich nicht nur Staub, sondern auch Blut. Die Garben wurden vom Vater von unten auf den Tisch geworfen, ich mußte sie möglichst schnell aufbinden und dem Großvater hinschieben, der die nun losen Halme mit beiden Händen zusammenfaßte und in den Schlitz einführte, bis sie die Trommel mitriß.
Nach dem Dreschen ging ich mit zerstochenen Füßen, Beinen und Armen, auf die denen sich eine Staubkruste gebildet hatte, in die Waschküche, wo bereits ein Waschtrog mit erhitztem Wasser stand. Hier kamen dann die blutigen Male zutage, und erst jetzt bemerkte ich, wie sehr sie brannten..
Staub lagerte sich auch auf den Fensterscheiben ab, die Dorfstraße war nicht gepflastert. Auch sie wurden jede Woche geputzt, denn nur spiegelblanke Fenster verwiesen auf eine gut geführte Wirtschaft und saubere, geordnete Familienverhältnisse.
(4. Dezember 2006, 12:33)
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