0034 - JETZT

(in memoriam franz vales, † 15.3.1969)


jetzt ist der staub der sonne ein film
jetzt ist die sonne selbst unsichtbar
jetzt regnets schneits schneidets scheidet sich alles aus

jetzt hat der hahn seine arbeit getan
jetzt verliert sich der schlaf hinter den bäumen
jetzt fällt aus den träumen die arbeit heraus

jetzt brennt der motor der straße unentwegt
jetzt ist die schnelle bewegung göttlich eine abgöttisch geliebte
jetzt brennt die natur im löschen

jetzt regieren verwischte bäume das bewußtsein
jetzt bäumt sich unterbewußtes auf lockert sich lockt
jetzt entlassen die dörfer die noch lebenden körper

jetzt wissen sich alle wohl in ihren leben
jetzt knöpft sich der eine die hose zu
jetzt lacht der eine der andere betätigt bedenkenlos glied um glied

jetzt fällt kein stern vom himmel
jetzt häufen sich die zufälle an einem punkt über einem leben
jetzt gleitet die straße noch einmal nach rechts

jetzt überfällt ein übermaß an zufällen rechts einen warmen fliegenden körper
jetzt konzentrieren sich alle vorhandenen gesten haltungen auf einen punkt knopf blitz
jetzt

jetzt ist der augenblick des materials gekommen
jetzt hat der augenblick den charakter eines modells des zerfalls angenommen
jetzt ist der heraus der niedergeschleuderte körper verbrauchbar

jetzt kühlt der regen nicht mehr er stimmt zu
jetzt steigt ein unangenehmer geruch auf
jetzt ist der tod ein geruch der festsitzt in allen haaren stoffen

(sa.15.3.1969)
Iris2002 - 2011-03-16 18:30

Geruch

Erst kürzlich erzählte mir jemand, der bei einer Sanierungsfirma arbeitet, wie intensiv sich Geruch (wenn z.B. ein Verstorbener erst nach einigen Tagen gefunden wird) in allem festsetzt.
Amazing - wie intensiv und 'erfahren' die Gedichte aus dem Jahr 1969 sind - ich überlege, ob ich in diesem Alter schon so empfunden habe/hätte/können....
JETZT schon

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