F-10 DIE ZÜRCHER KRANKHET
die Pflastersteine aus der Straße, die Pelze
flüchten aus den Schaufenstern,
Goldschmuck versteckt sich im Rinnsal oder
hinterm Stacheldraht der staatlichen Drahtzieher.
In den Betten der aufgerichteten Bürger
knirschen die Scherben. Wasser
rauscht ohrenbetäubend durchs Zentrum,
Gas erzeugt ein Gelächter,
das jeden Widerstand erstickt.
Brennend kurven die Koloniakübel
zwischen den Sitzreihen der Theater. Gummigeschosse
springen in geschlossene Augen,
Fleischstücke erheben sich blutlos,
das Schmatzen nimmt zu, Rülpsen
und Furzen, zündende O-Ton-Musik
für die stehengebliebenen Uhren.
Der goldene Eisbär geht um, küßt jeden,
bis sein Stahlmantel schmilzt,
bis die Betonkruste zerbröselt.
Am Packeis schrumpft die Stadt
zu einer harmlosen Miniatur.
(19.3.1981)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)
ich letztens
er schlief während wir uns küssten
mit seiner großmutter
mit seiner mutter
und mit der tochter der großmutter