F-14 KAPITÄN GODOT
dann der Motorsport, das Boxen,
dann ein streunender Hund, die Schnauze
witternd am Boden, der den Traum
der Träume entdeckt:
Ich war nie ganz geboren.
Darauf im verdunkelten Zimmer
im Bett neben der Aufräumefrau,
die ihm sprachlos die Socken stopft,
neben dem erlaubten Bier
(eine Flasche pro Tag)
der Scheinkampf gegen die Fuchtel
der allgegenwärtigen Mutter:
sich von Krise zu Krise schweigend
vom eigenen Körpergeruch aufgestachelter Schöpfer;
verzweifelt kreiselnder Punkt
über einer tiefen Leere, zitternde
Kugel über seinen Stehauf-Frauen.
Schließlich: Wiederholung
der Vergangenheit, umgeben von Krüppeln,
Diabetes-Onkeln, immer wieder
auf der Flucht, ein schlechter
Hirt im Frankreich Vichys, ganz dürr
am Rücken einer Schneiderin,
die ihn bis zum Krepieren ernährt.
Am Schluß der Vorstellung
gerät er besoffen in eine Drehtür,
findet nicht raus, das Publikum
lacht sich halbtot: aber er
läßt sich auch jetzt
nicht zum Reden verleiten,
versucht mit spitzen Joyce-Schuhn,
in der Hand eine kindgroße
Hühneraugenpuderdose, flügel-
schlagend immer wieder
die Kulisse zu besteigen.
(1980)
(Erschienen in: Friede den Männern, Residenz Verlag, 1982)
"Kapitän Godot"
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der kahle sänger
ich habe einen kalkweissen schatten
der hinter mir her ist
ich versuche ihn einzufangen
aber er ist schneller
er will mir die geldbörse stehlen
aber er traut sich nicht
weil er weiß
dass ich keine habe
aber einmal traut er sich doch
was tut er dann damit
er wird sich eine säge kaufen
er wird es mit der angst zu tun bekommen
ich könnte die polizei rufen
mit der polizei wetten
dass er mit der säge nicht tief genug kommt
was kann es schon für eine säge sein
eine wasserpfeife ist nichts dagegen
(auftritt des sängers, bald folgend im kommentarlosen sturznestkanal)
Läuterzungen