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„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)
Fliege. Roman eines Augenblicks
Nachtrag
„...Auf dem Gedicht „Active Poesie“ fand sich der Vermerk 4.11.1979, was nicht heißt, daß es da geschrieben wurde, sondern daß es sich auf ein Ereignis an diesem Tag bezog. Aus dem Kalender war zu entnehmen, daß ich mich vom 2. bis 4. 11.1979 in Mürzzuschlag aufhielt, und zwar aus Anlaß einer Tagung zur Situation der Medien in Österreich. Es ging dabei in Arbeitsgruppen um die Produktionsbedingungen in Radio und Fernsehen, die Honorare, das Dramatische Zentrum, Presseförderung, die Situation der Kleinverlage, Stipendienvergabe, Integration des Schriftstellers in die Gesellschaft, Kulturpolitik, Literatur als Ware etc.
Durch einen Zufall fiel mir jetzt Buchebners „Zeit aus Zellulose“ wieder in die Hände, ein Buch, das 1969 von Alois Vogel herausgegeben worden war. Darin allerdings keine Anmerkung oder Unterstreichung, nur ein Knick auf der Seite 63, auf der jenes Gedicht zu lesen ist, auf das meines reagiert hat...
Zur Situation Ende der 70er Jahre: damals wurde gerade von Lukas Stepanik ein Fernsehfilm gedreht, nach einem Drehbuch von mir. Hauptfigur war ein 16jähriges Mädchen, das eine Ausbildung zum Kfz-Mechanikerin macht.
Geschlechterollendefinition in Beruf und Privatleben – davon war damals alles eingefärbt, lebte ich doch hauptsächlich in Gesellschaft von Feministinnen, deren Lebenspraxis darauf ausgerichtet war, die politische und private Situation aller Frauen zu verbessern. Es war auch die Zeit, in der mir die Lage der in der Industrie Arbeitenden sehr nahe ging und ich wegen eines Stoffs mit dem Arbeitstitel „Akkordrausch“ in mehreren Fabriken recherchierte.
Die Wut über die politischen und ökonomischen Verhältnisse und der Glaube an die Veränderbarkeit der Welt durch aufklärerische Literatur und Kunst waren vermutlich der Hauptimpetus der damaligen Literaturproduktion. Dazu Buchebner: „kapital/vergiftet das/herz.“ (S. 62)
Die im Gedicht beschworene Auferstehung Buchebners in der Revolte gegen die kapitalistischen Verhältnisse fand auch 15 Jahre nach seinem Tod nicht statt. Es war nur eine Augenblicks–Phantasie gewesen, getragen von Gefühlen und Hoffnungen, denen ich heute distanziert gegenüber stehe, nicht aus Resignation, sondern aus der Erfahrung dessen, durch welche Ereignisse sich die Welt danach tatsächlich verändert hatte.
Nun zu Buchebners Gedicht „eines tages werde ich aufwachen“, das den Anstoß zu meinem gegeben hat. Schon dieser mehrmals wiederholte Satz – „eines tages werde ich aufwachen“ – scheint mich zu dieser Auferstehungsphantasie animiert zu haben, beinhaltet er doch die Verheißung eines zukünftigen Lebens in voller Wachheit und Handlungsbereitschaft.
Für diejenigen, denen das Einschlafen keine Qual darstellt, ist jedes Erwachen ein Versprechen auf einen Neubeginn, womit Buchebner in seiner ausführlichen Definition von „Activer Poesie“ die Hoffnung auf eine „endgültige Klärung aller staatlichen und religiösen, schon undeutbar gewordenen Systeme der Vergangenheit“ verbindet, auch die Verpflichtung, trotz des Wissens um „das allzu häufige Scheitern und Versanden jedes Aktionalismus'“ „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln um Neuerkenntnis und Neuorientierung“ zu ringen...“