FL-16 Fliege (Notizen)
Am Heimweg vom Einkaufen: zwischen den alleinstehenden Einfamilienhäusern zu beiden Seiten der Straße gibt es auch solche, die zu dritt oder viert zu Reihenhäusern zusammengefaßt sind. In einem länglichen Garten dazwischen erblickte ich zum ersten Mal vier Schafe. Sie standen an dem lockeren Drahtzaun und rührten sich nicht. Sie wichen auch nicht zurück, als ich mich ihnen näherte.
Das vorne stehende Schaf ließ sich über den Kopf streichen. Das Fell war feucht von dem Wasser, das aus der Luftfeuchtigkeit kondensiert war. An einigen Stellen hatten sich Eisklumpen gebildet, weil die Temperatur beim Gefrierpunkt lag.
Dieses Schaf durfte ich auch an der Kehle kraulen. Es öffnete bald das Maul, nur einen Spalt, streckte aber nicht die Zunge heraus, wie ich das als Kind bei den Rindern und Ziegen erlebt hatte.
Es wäre mir jetzt nicht unangenehm gewesen, wenn es begonnen hätte, meine Hand abzuschlecken. Ich stellte mir seine schmale rosige Zunge vor. Hätte es an einem Mantelärmel zu knabbern begonnen, wäre ich einen Schritt zurückgetreten.
In kurzer Zeit entstand eine innige Situation. Ich bewegte sanft meine Finger über die Kehle des Schafes, und es hielt still. Währenddessen erinnerte ich mich, daß ich vor langer Zeit die Aufnahmen aller Klavierwerke Beethovens auf CD, gespielt von Alfred Brendel, geschenkt bekommen, aber das Wenigste gehört hatte.
(16. Dezember 2006, 11:17)
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