O-37 DER SOGENANNTE HERR HELL
den es eigentlich nicht gibt: irgendwo
aufgelesen, jetzt wieder angenommen.
Er ist und ist nicht.
Ich will mich nicht entscheiden.
Niemand kann mir seine Existenz
aufzwingen. Vielleicht saß er gestern
auf dem nur erinnerten Naturlehrpfad:
Mann in Kadmiumorange,
sehr gebrochen, selbstgedämpft.
So spiegelte er sich im beinahe
glatten Wasser. Ich dachte,
er würde etwas zeichnen, wollte das
aber nicht überprüfen. Allerdings
ging ich auf Schienen bis zum Tor
eines wie aus der Hölle aufgestiegenen
Fabrikareals inmitten der Au. Herr Hell
(er war es doch) schob ein Rad vor sich her,
und ihm folgten zwei Paare mit Hunden.
Ich zählte die Stufen zum Straßenniveau.
Der sogenannte Herr Hell kam mir
nicht nach. Doch vorm Kirchentor stand
ein Verkrüppelter, und hinein lockte er ihn
mit einem Versprechen: abzulesen sind dort
die komplette Schöpfungsgeschichte,
alle Leiden der Menschheit, auch deren Erlösung
(und im besonderen die des Herrn Hell),
ohne daß jemand etwas daran ändern kann
(Dienstag, 24.10.2000, 17.50 Uhr, St. Georgen)
(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)
Trackback URL:
https://earichter.twoday.net/stories/o-34-der-sogenannte-herr-hell/modTrackback