e.a.richter - 2012-01-20 14:47

Richtig leben

Ein Fundstück, das hierher zu passen scheint:

„Lieber Sascha!
Als ich 17 Jahre alt war, wollte ich auch nicht lernen. Ich habe meine Hausübungen nicht gemacht, ich habe oft meine Vorlesungen geschwänzt. Ich konnte ganze Tage mit Freunden im Café sitzen, ich konnte sogar einen Prüfungstermin verstreichen lassen, weil mich das nicht interessierte. So war es in der Schule, und so war es auch zwei Jahre lang an der Universitaet. Aber einmal am Morgen bin ich von selbst draufgekommen, dass ich ein unrichtiges Leben fuehre. Ich habe verstanden, dass mein Leben nur fuer mich wichtig ist, dass meine Jugend verschleudert wird, die Jahre weggehen und ich sie nie wieder zurueckholen kann. Ich habe eine Entscheidung getroffen: Ich werde mich um 180 Grad ändern! Ich werde fleissig lernen, oefter die Bibliothek besuchen usw. Ich habe sogar Nachhilfestunden genommen, weil ich gewusst habe, dass ich viele Loecher in meinem Kopf habe. Mir fiel alles sehr schwer, weil so viel Zeit verloren worden war. Aber ich habe mich sehr bemueht.
Mein Leben hat dann einen anderen Sinn bekommen. Alle meine Freunde haben mich mehr geachtet. Mehrere neue Freundschaften wurden beendet, viele andere Interessen wurden fal-len gelassen. Mehrere Freunde habe ich natuerlich verloren, weil sie immer im Café sitzen geblieben sind. Aber ich bedauere das nicht.
Jetzt wohne ich in einem anderen Land und habe ein interessantes Leben, während sie noch immer dort sitzen. Zieh deine eigenen Schlüsse daraus! Wir leben nur einmal; und wir haben kein Recht, unsere Zeit zu vergeuden."

SehnsuchtistmeineFarbe - 2012-01-20 16:29

wow!

Weberin - 2012-01-20 20:25

Das Fundstück irritiert mich, ich frage mich schon seit geraumer Zeit, warum diese Worte, die da groß geschrieben sind, bloß groß geschrieben sind.
Andererseits habe ich gar keine Lust, mich mit einem solchen Text zu beschäftigen, wenn doch dort oben dieses Gedicht steht, das mich erreicht. Dieser Tanz durch den Reigen der Unsicherheitsskrupel, der letztendlich die Grenzen verwischt, zwischen der, die scheinbar fremdbestimmt lebt und dem, der das (scheinbar) erkennt, sich aber gleichzeitig davon einlullen lässt.
e.a.richter - 2012-01-21 02:30

Im Fundstück sind die groß geschriebenen Wörter rot geschrieben, um zu zeigen, daß da etwas korrigiert wurde. Hier erscheint das tatsächlich irritierend, tut es ab jetzt nicht mehr. Anscheinend geht es um jemanden, der gerade Deutsch lernt. Ich habe es in einem längeren Text verwendet, in dem eine junge Russin versucht, den Aufenthalt in einem EU-Land als Sprungbrett für einen Studienplatz in den USA zu benützen.
Was das Gedicht betrifft, so haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. ;-)

Name

Url

Meine Eingaben merken?

Titel:

Text:


JCaptcha - du musst dieses Bild lesen können, um das Formular abschicken zu können
Neues Bild

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Free Text (1)

Dieses Weblog wird hier archiviert.

Archiv (ab 1967)

Lyrikbände:

Der zarte Leib

Friede den Männern

Das leere Kuvert

Eurotunnel

Obachter

Schreibzimmer

Romane:

Die Berliner Entscheidung

Originalverpackt oder mit Widmung über e.a.richter(ett)gmx(punktt)at erhältlich.

„...Dies ist der Versuch eines komprimierten Familienromans, zugleich ein Reisebericht, der an einen Ort führt, wo die Kriegsschäden an den Menschen und deren Behausungen noch unverhüllt sichtbar sind. Lena und Stefan, von den gegensätzlichen Seiten der Geschichte kommend, unternehmen, sich zwischen Überlebenden und deren Nachkommen bewegend, einen Versöhnungsversuch...“ (Klappentext)

Fliege. Roman eines Augenblicks

Aktuelle Beiträge

0126-1b A KIND OF DEPARTURE
the lady of the house speech-impaired since an incomprehensible...
e.a.richter - 2015-12-30 07:09
0126-1a AUCH EIN ABGANG
die gnädige frau sprachgestört wohnt sie seit einem...
e.a.richter - 2015-12-26 03:43
0107a - THE TEACHERS
the teachers leave the school the prettiest teacher...
e.a.richter - 2015-12-23 21:27
DT-001 FETISCH
(YVONNE) ihre weiße Bluse steif, ein Fetisch, der...
e.a.richter - 2015-12-21 12:12
DZL-18 DAS BETT
das Bett, das alles verraten wollte und nichts verriet:...
e.a.richter - 2015-10-07 04:22
DZL-17 PUPPI
was zu sehen ist, in einzelne Stücke zerlegen; alle...
e.a.richter - 2015-06-02 08:44
DZL-01 WIR GLAUBTEN AN...
wir glaubten an das Blut. Dieses Wir ist mit Vorsicht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:59
DZL-02 MEIN PATTEX
mein Zauberer hieß nicht Pattex, nicht Expatt. Er lebte...
e.a.richter - 2015-05-07 13:58
DZL-03 DER ZARTE LEIB
Zartleibigkeit wird vermißt, auch intensive Zartlebigkeit....
e.a.richter - 2015-05-07 13:56
DZL-04 - ZU MEINER ZEIT
zu meiner Zeit war gar keine Zeit. Die Zeit hatte sich...
e.a.richter - 2015-05-07 13:55
DZL-06 IN DIE HÖHE SINKEN
schwierig zu lesen: Er begriff seine Geschichte. Blatt...
e.a.richter - 2015-05-07 13:53
DZL-07 TISCHLERPLATTE
mein Vater, Tischler, hatte keine Tischlerplatte, er...
e.a.richter - 2015-05-07 13:52
DZL-08 GOLD, GLANZ, HEITERKEIT
sie sagt, ich bin älter als mein Vater, als er zu...
e.a.richter - 2015-05-07 13:51
DZL-09 WIR GLAUBTEN AN...
wir glaubten an das Blut. Dieses Wir ist mit Vorsicht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:51
DZL-10 BRAUTMASCHINE
ein Mann braucht nur eine Wand und eine Braut. Er braucht...
e.a.richter - 2015-05-07 13:50
DZL-11 SCHWIMMERIN
wenn sich das Tor geöffnet hat, fährt allen in ihren...
e.a.richter - 2015-05-07 13:50
DZL-12 FRESSEN UND WUCHERN
Gedichte zu fressen ist nicht meine Sache. Ich lese...
e.a.richter - 2015-05-07 13:49
DZL-13 KONTROLLE VERLIEREN
Kontrolle verlieren, im Nebenraum, wo alles aufgetürmt...
e.a.richter - 2015-05-07 13:49
DZL-14 MUNDSCHUTZ FÜR...
es begann mit strahlenden Augen, auf einer Schnitzerei...
e.a.richter - 2015-05-07 13:48
DZL-15 JUNGE FRAUEN...
dem kleinen Mann macht die Situation einen Gefallen: zwei...
e.a.richter - 2015-05-07 13:48

Free Text (2)

Free Text (3)

Archiv

Januar 2012
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 4 
 6 
 8 
 9 
10
12
14
16
18
20
21
22
24
26
27
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 5057 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016-01-06 11:08

Credits


A Roma etc.
Das leere Kuvert
Der zarte Leib
Detonation und Idylle
Die Berliner Entscheidung
Erste Instanz
Eurotunnel
Fliege (Notizen)
Friede den Männern
Jetzt
Licht, Schatten
Namen
Obachter
Pessimismus & Erfahrung
Schreibzimmer
Stummfilmzeit
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren