O-19 BUKOWSKI

bei Bukowski denk ich an F. oder H.,
Säufer in meinem Alter, trocken,
doch unberechenbar auf immer. Schickt
der eine ein E-Mail EILT EILT EILT,

Treffpunkt Berlin, günstige Gelegenheit,
will der andere nicht nur Urkrebschen erforschen,
seine Frau bedrohn, kochen wie ein Gott,
andere Alkoholiker betreuen, wieder Auto fahren,

sondern auch Macht demonstrieren, Wissen,
Selbst-Beherrschung: riecht nicht nur, trinkt
auch Schlückchen, unter dem Titel:
Vorkosten für den Gast. Jetzt gleich weg

aus dieser Szene: da saß die Familie rund
um den Tisch, Landleben, Langeweile; die einen
wollten abfliegen, morgen früh, verurteilten
die andern zum Bleiben, Verrosten, Rösten

am Schoß ihrer Erde, am Schwanz ihres Hundes,
der Kleinkinderhände blutig beißt,
am triefnassen Beißkorb. Beide nun hier
in Berlin nur Papierfiguren, doch wiederauf-

erstehungsfähig im Gegensatz zu Bukowski,
den ich heranzog, weil sich sonst niemand
anbot, beinahe geschenkt, sogar mit dem Tod
im Titel, Lyrik verweigernd:

verband mich mit einem der Doppelgänger
vor zwanzig Jahren - als wir hinausgingen,
das Wasser abschlugen, und keiner kam jemals
wieder zurück in dieses Hotelzimmer voller Staub

(Donnerstag, 20.4.2000, Berlin)

(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)
e.a.richter - 2012-01-18 16:29

Charles Bukowski, Umsonst ist der Tod, Kiepenheuer & Witsch, 1999.

Wie B. nach Deutschland kam hier!

WladimirundEstragon - 2012-01-18 22:13

Ich denk bei Bukowski an Genauigkeit
e.a.richter - 2012-01-18 19:16

"Der Roman Pulp - erschienen bei Kiepenheuer und Witsch 2011 - beginnt mit einem Druckfehler. Kein toller Anfang eigentlich, doch begann ich dort gar nicht." So beginnt ein Eintrag zu einem Roman, den ich nicht lesen werde. Gelesen habe ich den 1971 erschienen "Mann mit der Ledertasche". Weiteres zu Pulp hier.

Shhhhh - 2012-01-19 08:38

Das war mein erster Roman von ihm. Ich bin großen Erwartungen daran gegangen, wurde nicht enttäuscht aber auch nicht ganz befriedigt. Ich blieb irgendwie hungrig zurück - glücklicherweise.
e.a.richter - 2012-01-19 14:46

Charles Bukowski: What A Writer

Ja, es ist immer auch ein Glück, hungrig zu bleiben auf Neues und auch Altes, das man neu entdecken kann.

Charles Bukowski
What A Writer

what i liked about e.e. cummings
was that he cut away from
the holiness of the
word
and with charm
and gamble
gave us lines
that sliced through the
dung.

how it was needed!
how we were withering
away
in the old
tired
manner.

of course, then came all
the e.e. cummings
copyists.
they copied him then
as the others had
copied Keats, Shelly,
Swinburne, Byron, et
al.

but there was only
one
e.e. cummings.
of course.

one sun.

one moon.

PS: Einiges von e.e. cummings habe ich unlängst in einem unerwarteten Zusammenhang vorgefunden: zum Beispiel “My sweet old etcetera” und “All in green went my love riding”.
e.a.richter - 2012-01-19 21:26

@candida (siehe oben)

Jetzt sind wir wohl auch wieder bei der im vergangenen Jahrhundert oft diskutierten Genderfrage gelandet: im Stehen oder im Sitzen. Die beiden im Gedicht müssen Sie sich zweifelsohne stehend vorstellen, wahrscheinlich von einander etwas abgewandt, an einer dunklen Stelle im Hof.

Zur Verwendung dieser Redewendung folgende Belege im Grimm: „das wasser abschlagen, den harn lassen, eine althergebrachte redensart (mhd. sich des waʒʒers erlâʒen, sînen brunnen verswenden): zuletzt wart im von nöthen sein wasser abzuschlagen. Wickram rollw. 203; er wollte im stall sein wasser abgeschlagen haben. Simplic. 1, 118; in den hof mein wasser abge-schlagen. Tieck 12, 295; der öfter händel anfängt, als ein trunkenbold sein wasser abschlägt. Göthe 57, 153; sogar hunde wurden arretiert und auf die wache gebracht, welche am schilder-häuschen den sturm der schildwache und ihr eignes wasser abgeschlagen. J. Paul Nepomuk-kirche 118.“

Iris2002 - 2012-01-19 22:27

also...

wenn das keine gründliche recherche ist.... :D
e.a.richter - 2012-01-21 14:48

Ich habe noch ein bißchen "recherchiert", Iris, und das genannte Buch von Bukowski gefunden. Davon später.

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