O-40 BERLINER ZIMMER 3
Tüten, in dieser Wohnung, neben Mitgebrachtem,
hier hastig Hinzugekauftem. Ich könnte mich jetzt
wie eine Panoramakamera drehn, im Uhrzeigersinn,
von der Eingangs- zur Balkontür hin, immer wieder
beim Rückweg die Augen niederschlagend
auf das Bett in der Ecke. Die Palme läßt ihre Fächerblätter
unbewegt hängen, Schutzmuster, überkreuztes Gewissen.
Der hellgrüne Paravent vor dem Bügelbrett,
den hingeworfenen Schuhn, dem Fotografenabfall:
die schwarzen Kleider, von Schwerkraft gestrafft,
auf Bügeln, die Schultern nachahmen.
Der rote Seesack unter der Filmlampe gehört nicht mir.
Nichts ist gepackt. Am Abend wird dieses Zimmer
zuklappen, die Treppe hinter uns versinken,
das Haus, die ganze Stadt, ins Wasserloch darunter
(Freitag, 13.04.2001, 13.30 Uhr, Berlin)
(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)
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