EU-03 SCHWARZWEISS (BRIXTON ROAD)
mit dem Mini-Handy am Ohr
die ganze Brixton Road entlang,
und noch weiter bis zum Piccadilly –
neidische Blicke auf schwarz-weiße Paare,
einander heftig umarmende Flanierer,
was hieß: verdrehte die Augen
nach draußen, lachte, gurrte: ah ah ah
wollte gleich das Vollbild, wo
ist dein Vollbild, hast du eins, schicks mir,
wann, gleich jetzt! Und: Hast du Zeit,
nie hast du Zeit, heut abend, wo bist du,
du mußt kommen, ich warte –
so viel gespielte Verachtung und Hohn
für weiße Londoner Mädchen: ah ah ah
mit versagender Stimme, die Haut
an den Fußsohlen reibend, streifte
über die Nägel, fast unhörbar, nur
sein Atem kam näher, wie er tief Luft holte,
während des Lachens zu röcheln begann,
wie ihn ein Husten aus dem tiefsten Innern
überfiel, nicht mehr zu stoppen war,
Gekeuche, schon am Boden, krumm,
um ein bißchen Liebe und Sauerstoff
(Sonntag, 6.8.2000, 22.40 Uhr, London)
(Erschienen in Eurotunnel, Literaturedition Niederösterreich, 2005)
(Blick ins Nebenzimmer: Essere etrusco 07)