Samstag, 7. Mai 2011

EU-04 DÄMMERUNG (HYDE PARK CORNER)

keine Reiter, keine Läufer: drei Frauen.
Eine lag mit dem Kopf auf dem Schoß
der anderen, beide lachten unmäßig.
Und eine Blondine in hellem Mantel,

nach vorn gebeugt vor einer Bank, und
unter ihr stocksteif ein Mann. Es schien so.
Es schien so, als ob die gelben Rosen nicht röchen.
Es schien so, als sei es kühler als gestern.

Frösteln trotz langer Ärmel. 12. Juli,
und wir hatten das Wechselspiel satt:
Wolken am Himmel, die sich in Windeseile
vor die Sonne geschoben hatten, unentwegt.

Und jetzt kalter Wind aus dem Gebüsch,
von den Bäumen, von überall her. 15 Grad.
Wir hatten keinen Unfall gesehn,
waren schon vorher nicht in die U-Bahn gestiegen:

denn zwischen Waggon und Röhre
würde kein Platz zum Durchkommen sein.
Wir wollten uns nicht vorstellen, wie der Zug
irgendwo auf der Strecke hält, und nichts rührt sich

niemand weiß etwas, und Hitze und Panik
steigt auf von allen Seiten, blitzschnell.
Jetzt im Zimmer, im 5. Stock, erhitzten wir Wasser,
füllten eine Plastikflasche, die sofort schrumpfte

und lang nicht anzufassen war. Schließlich
tranken wir aus der Leitung. Alles fühlte sich
enttäuscht, matt und unberührbar an:
Tür, Vorhang, Fensterglas, Bettdecke, Haut

(Sonntag, 6.8.2000, 22.40 Uhr, London)

(Erschienen in Eurotunnel, Literaturedition Niederösterreich, 2005)

(Blick ins Nebenzimmer: Essere etrusco 08)

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