O-08 HAARE
irgendwo am Körper, auch
auf der Kopfhaut, Kopfhaare –
wehendes Unglück des Jungen,
der keine Frisur zusammenbringt,
auch keinen Kopf, der entrückt.
Es ist immer ein anderer,
mit einem falschen Kopf.
Der richtige wär nicht haarformbedürftig,
sondern kahl, ein Vorbeigehender,
dessen Schädel aus jedem Blickwinkel
leuchtet, distanzierend, fast heilig,
bereit für jeden Nachtraum.
Haare – Fäden, Gleitmittel,
in den persönlichen Himmel,
alterslose, sich unbefragt erneuernde
Begleiter. Kein Blut in ihnen,
keine wahrnehmbaren Wurzeln -
parallele, genau berechnete Auswüchse
aus dem weiterhin unsichtbaren Hirn
(Mittwoch, 27.06.2001, 9.30)
(Erschienen in: Obachter, Edition Korrespondenzen, 2007)
(Blick ins Nebenzimmer: Essere etrusco 19)