D-08 WANDBILD MIT BETT
an der Wand , der sich vorbeugt,
um die linke Brust einer kopflosen
Frau zu küssen, beide in Grau,
mit überlappenden schwarzen Schatten.
Aus einer S-förmigen Schlange
wächst ein geschwänzter Schädel pfeifenartig,
mit einer vibrierenden blauen Kugel
oben drauf. Zwei frei schwebende Hände
begrenzen gestikulierend
eine siebeneckige gelbe Fläche,
aus der sich kakteenartige Pflanzen erheben,
dunkelrote Beeren auf den Dornen, in der Mitte,
schmelzend, ein heftig pochendes mexikanisches Herz.
Dieses Bild spielt keine Rolle mehr in den Träumen.
Ohne Widerstand lebt die Wand neben mir Tag und Nacht.
Hinter einer Scheibe aus Gleichgültigkeit
wartet sie auf einen Überschuß
an Leidenschaft für den Maler.
Er ist ihr Urheber, nur ihn liebt sie
(Mittwoch, 19.5.1999, 22 Uhr)
(Erschienen in: Das leere Kuvert, Bibliothek der Provinz, 2002)
(Blick ins Nebenzimmer: Essere etrusco 16)
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